Temporärer Stillstand kann nützlich sein, Bewährtes in Frage zu stellen und sich Neues vorzustellen. 2016 hat raumlaborberlin auf dem Klarissenplatz für das Neue Museum Nürnberg den „Temple of No Shopping“ im Rahmen der Ausstellung „WEtransFORM – Kunst und Design zu den Grenzen des Wachstums“ realisiert. Der Kaufhof in der Königstraße war damals noch aktiv und heute findet man hier, wie in vielen Städten, ein stark verändertes Bild der Fußgängerzonen. Insolvenzen und Leerstände durch die massive Schrumpfung des Einzelhandels überraschen nicht mehr. Kunst und Kultur sollen hier unter dem Motto „Nach dem Einzelhandel: Gemeinsamhandeln“ temporär Raum und Gelegenheit bieten, die Immobilie aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, die Stadtgesellschaft für den Transformationsprozess zu interessieren und zu beteiligen, sich auf die Suche von Visionen für das denkmalgeschützte Gebäude zu begeben. Der „Förderturm“, als Apparatur, erzeugt in regelmäßige Abstände einen pneumatischen Raum, der davon abgekoppelt wird und sich an das ehemalige Kaufhausgebäude anschmiegt, um erste, vorsichtige, räumliche Annäherungen zu ermöglichen.
Im Laufe des Projekts von September 2024 bis Mai 2025 wird das Kleid des Gerüstturms von Textilkünstler Raul Walch mehrmals umgestaltet. Auf das erste Jeanskleid folgte eines aus High-Tech-Vlies. Überall in der Welt wird sie zum Schutz der abschmelzenden Gletscher eingesetzt, in Nürnberg ist sie Projektionsfolie für neue Ideen und weist gleichzeitig darauf hin, dass Grundlage allen zukünftigen Lebens die Natur ist und dass diese geschützt werden muss. Die dritte Bekleidung des Turms wird langsam aus verschiedenen wiederverwendeten Stoffen wachsen und in einer gemeinsamen Aktion Anfang April finalisiert. Eine künstlerische Transformation von urbanen Strukturen und die Auseinandersetzung mit unseren alltäglich konsumierten Materialien steht dabei im Vordergrund.
Foto: Steffen Kirschner, Sebastian Mildenberger